Montag, 21. November 2016

W538V: Auf die Fresse in der Disse

Westside Xtreme Wrestling Shotgun Livetour in Halle/ Saale
- Datum: Samstag, 12. November 2016 – Beginn: 19.00
- Wettbewerb: Wrestling-Show der wXw
- Matches: Axel Dieter Jr. besiegt Johnny Rancid (durch Submission Move nach ca. 6 Minuten), Melanie Gray bes. Alpha Female (Einroller, ca. 7 Min.), Posse In Effect [Rick Baxxter und The Grannatic] bes. Cerberus [Ilja Dragunov und Dirty Dragan] (Pinfall an Dirty Dragan nach Powerslam, ca. 11 Min.), David Starr bes. Tyler Bate (Suplex, 16.41), Alpha Kevin bes. Laurence Roman (Powerslam, ca. 6 Min.), Jurn Simmons und WALTER bes. Absolute Andy und Bad Bones John Klinger (Einroller, ca. 25 Min.)
- Austragungsort: Schorre (Kap. 250, davon 100 Sitzplätze)
- Zuschauer: ca. 200
- Unterhaltungswert: 8,0/10 (Alles dabei, was man in einer gutem Wrestling-Show braucht!) Westside Xtreme Wrestling Shotgun Livetour in Halle/ Saale Photos with English Commentary:
Pro-Wrestling: Westside Xtreme Wrestling, Show in Halle/ Saale (Saxony-Anhalt)

Langsam muss ich mal wieder nach Rostock zurück. Khatereh hat jetzt bis Weihnachten eh kaum noch einen freien Tag und ich muss mal dafür sorgen, dass ich nicht nur freie Tage habe. Auf dem Rückweg von Karlsruhe machte ich aber noch einen Abstecher nach Halle. Dort ging ich in die bekannte Disko „Schorre“ – allerdings nicht zum Feiern, sondern zum Wrestling. Für 20€ war man da dabei: Bestuhlung war teurer, aber die Stehplätze direkt am Ring bzw. vor der Bar waren topp. Ansonsten war die Location etwas eng zum Catchen: bei aller Nähe zu den Kämpfern, aber der Ring reichte fast vom DJ-Pult zur gegenüberliegenden Wand. Für die Zuschauer war das aber natürlich schön, so Wrestling-Publikum ist auch ganz interessant - Kinder, die größtenteils denken, das sei alles echt, dicke Computer-Freaks, Fitness- und Kampfkunst-Kolosse, zarte Frauen die auf starke Männer stehen, natürlich auch HFC-Ultras und andere Neonazis, aber auch einfach normale Durchschnitts-Sportfans - alles dabei. Ausverkauft war dennoch nicht. Dabei ist die Promotion wXw (Westside Xtreme Wrestling) aus Oberhausen die größte in Deutschland und einige ihrer Events besuchen 500 und mehr Leute. Im Vergleich zu WWE oder TNA sind die Kämpfer zwar unbekannt, aber auch sie sind professionelle Athleten. Das, was Wrestling zum Sport macht, ist ja die enorme Kraftanstrengung – die Muskeln und die Anstrengung sind im Gegensatz zum Kampfverlauf und den Auseinandersetzungen nämlich kein Fake! Auch die Verletzungsgefahr ist kein Fake, sodass der von den Zuschauern laut abgefeierte Ringsprecher außer aufs Rauchverbot und das Verbot von Videoaufnahmen (Fotos sind ausdrücklich erlaubt, Videos machen die bei der Promotion aber selber um sie zu verkaufen) auch daraufhin wies, keine der im Ring gezeigten Aktionen nachzumachen. Das gelte besonders für Kinder und Jugendliche – wobei ich prinzipiell auch trotz Warnung einigen Leuten gerne mal einen fetten Chair Shot from behind verpassen, einen Ellbow Drop versetzen und ins Crossface nehmen würde... Westside Xtreme Wrestling Shotgun Livetour in Halle/ Saale Die Shows des Shotgun Formates sind wohl alle so konzipiert, dass 6 Kämpfe zwischen 5 und 30 Minuten (nach dem 4. Kampf eine Pause) gezeigt werden. Dazwischen zwei, drei Einlagen mit Rededuellen, Keilereien usw. Die sechs Matches fand ich alle sehr gut.

Das erste, ziemlich athletische aber nicht so spektakuläre Match endete in einem Aufgabegriff zugunsten des seine Rolle als arrogantes Arschloch sehr gut spielenden Axel Dieter Jr. über den scheinbar – trotz auffälliger Frisur – etwas farblosen Charakter von Johnny Rancid.

Dann gab es die erste Comedy-Einlage, als das halbe Hemd „Der Goldjunge“ seine athletische, groß gewachsene Freundin „Alpha Female“ nach Beschimpfung der Zuschauer, die er gekonnt gegen sich aufbrachte („Halt die Fresse“-Sprechchöre schallten durch die Schorre nachdem er die Fans als u.a. „minderbemittelt“ bezeichnete) zum Ring holte. Die trat gegen die auf Diva getrimmte Melanie Gray an. Nach weitestgehend Überlegenheit von Alpha Female und Gegenhalten von Gray griff der Goldjunge ein, vergeigte es aber, seine Freundin haute ihn aus Versehen um und Melanie rollte die Gegnerin ein zum Pinfall. Danach gab es noch Keile zwischen dem mittlerweile zum Ring geeilten Lover von Melanie – Alpha Kevin, ebenfalls ein Face (Guter) – und den beiden Heels (Bösewichten).

Dann gab es ein lustiges Tag-Team-Match mit teils spektakulären Seilaktionen zwischen zwei prolligen Niederländern im New-Kids-Look (aber die waren wahrscheinlich nicht wirklich aus den Niederlanden) und einem (laut Call) russisch-bosnischen Team, das sich sehr animalisch benahm. Die Niederländer gewannen das Match und wurden v.a. wegen ihres Wahlspruchs „Wrestling, Bier & Titten“ und den Fickgesten gegen ihre Gegner bzw. dafür, dass sie sich Bier von Fans reichen ließen und in der Pause den Weitergang der Kämpfe kurz verzögerten, da sie mit Bier auf der Kralle quer durch den Saal am Sprecher vorbei zur Kabine liefen, abgefeiert. Vor der Pause gab es noch ein langes und auf fairen Ringkampf mit Comedyelementen (Bartrichten nach Sturz aufs Gesicht, Swing in die Seile und Kick zum Kopf von Starr, Bates schwingt in die Seile und macht genau dasselbe und erst nach 10 Mal hin und her wird das Ganze durch eine neue Technik unterbrochen) gemachtes Match zwischen einem angeblich amerikanischen Juden David Starr (Gag verstanden?) und schnauzbärtigen Gentleman Tyler Bate. Das Match war mit 17 Minuten das zweitlängste des Abends.

Nach der Pause traten zwei Faces (Gute, Publikumslieblinge) gegeneinander an: der vertrottelte Alpha Kevin und der kindische Laurence Roman, der zu einer abgewandelten Version des Eisbären Berlin Fansongs der Puhdys zum Ring kam. Natürlich auch hier Comedy-Aktionen: Dropkick von Roman, kurz darauf Dropkick von Kevin und der brüllt auch bis in die letzte Reihe hörbar: „siehste, das hab ich auch gelernt!“ Nach 6 Minuten bekam Roman einen Powerslam oder Piledriver zu spüren – Kommentar von einem Fan dazu: „nicht so grob Kevin, Gewalt ist doch keine Lösung!“ – und das Match war vorbei. Dann kamen zwei schwergewichtige Heels Jurn Simmons als „König“ und Walter als „deutscher Ringkämpfer“ zum Ring und machten den körperlich unterlegenen Roman fertig. Kevin kam zurück, schritt ein, bekam auch aufs Maul. Dann kamen allerdings Absolute Andy und Bad Bones John Klinger, die eigentlich gegeneinander antreten sollten, zum Ring und forderten die beiden Heels unter dem Jubel der Fans heraus zu kämpfen. Als die aber gehen wollten, kam der sportliche Leiter Karsten Beck heraus, schiss die zwei an und ordnete ein weiteres Tag-Team-Match an, was eine originelle Abweichung der zuvor veröffentlichten Kampfkarte darstellte. Westside Xtreme Wrestling Shotgun Livetour in Halle/ Saale In einem mehr als 25 Minuten dauernden, hochklassigen und intensiven Match – das sich auch immer wieder nach draußen verlagerte: Bodyslam auf die Rampe und Schlagabtausch in der ersten Zuschauerreihe – gelang es den Heels Simmons und Walter mit einer billigen Aktion gegen den Ringrichter zu gewinnen. Die beiden Faces nahmen die Heels hinterher noch mal in den Sleeperhold, dankten den Zuschauern und holten dann weitere Faces, da angeblich das Büffet noch nicht da war, aus der Kabine, um mit den Fans zu feiern. Dieses nett gemachte Ende der Show und der Fakt, dass hier kein Blut floss und niemand so richtig krass schummelte mit Stuhlschlag oder sowas, zeigten die Familienausrichtung. Beim US-Partner der wXw, der CZW, sieht das ganz anders aus. Eintritt ist da auch glaube ich erst ab 18...

Fazit: in jedem Fall sehenswert so eine Wrestling-Show, zumindest wenn sie so gut gemacht ist wie bei der wXw! Sports Entertainment (Sportunterhaltung) hat schon was – auch wenn der Ausgang abgesprochen ist; man weiß ja als Fan nicht, wer gewinnen soll... Westside Xtreme Wrestling Shotgun Livetour in Halle/ Saale Statistik:
- Grounds: 1.780 (1; diese Saison: 101 neue)
- Sportveranstaltungen: 2.878 (1; diese Saison: 138)
- Tourkilometer: 840 (840 Auto)
- Saisonkilometer: 30.260 (28.500 Auto, davon 650 Mietwagen/ 800 Fahrrad/ 370 Schiff, Fähre / 290 Bus, Bahn, Straßenbahn/ 0 Flugzeug)
- Anzahl der Fußballspiele seit dem letzten 0-0: 42 [letzte Serie: 2, Rekordserie: 178]
- Jede Woche mindestens eine Sportveranstaltung seit: Kalenderwoche 31 des Jahres 2006 (31.7.-6.8.), d.h. seit 538 Wochen.

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